Aus den Lebenserinnerungen von Domkapitular Pfarrer Peter Thewes:
"Das traditionelle Wallfahrtsziel der Dülmener ist der Marienwallfahrtsort Hardenberg-Neviges.
Die „Dülmener Wallfahrt“ hatte sowohl im Terminkalender Dülmens als auch dem von Neviges einen hohen Stellenwert, zumal diese Wallfahrt die älteste der dortigen Wallfahrten war. Die Eisenbahn brachte die Pilger zunächst nach Essen-Werden, wo in der Grabeskirche des heiligen Liudger die hl. Messe gefeiert wurde. Dann begann der lange Fußmarsch, oft bei drückender Hitze. Am Ortsrand von Neviges wurde die Prozession von den Franziskanern empfangen, die das Marienheiligtum hüten, und zur Gnadenkapelle geleitet. Wenn die Pilger dann vor dem Gnadenbild ganz erschöpft traditionsgemäß das Lied sangen „Viel deiner Schäflein sind nun angekommen“, mag manch einem dabei eine Träne über die Backe gerollt sein. Viele Pilger hatten in Familien in Neviges ein traditionelles Quartier. Die Priester übernachteten im Franziskanerkloster. Am Sonntag ging es nach der Messfeier zu Fuß nach Essen und von dort mit der Eisenbahn zurück. In Dülmen wurden die Pilger am Bahnhof empfangen und zur Viktorkirche geleitet, wo die Wallfahrt mit einem Segen endete.
Vorbereitung, Organisation und Gestaltung der Wallfahrt lagen übrigens völlig in den Händen einer eigenen Hardenberg-Bruderschaft, die auch die althergebrachte Gebetsordnung mitsamt den Gebetstexten sorgfältig hütete. Wir Priester hatten geradezu Mühe, wenigstens für die Messfeier einige notwendig gewordene Änderungen anzubringen. Parallel zur Eisenbahnfahrt fuhren im Laufe der Zeit zunehmend auch Busse zum Hardenberg für Pilger, die aus Alters- oder Berufsgründen die ganze Fußwallfahrt nicht mitmachen konnten."
Quelle: Dülmener Heimatblätter, Heft 2, Jahrgang 54, 2007, S. 58ff